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Altäre

Installation im öffentlichen Raum

Benita Joswig

10. Juni- 12. Juni 1994
Unterneustadt/Kassel

Archäologie der Gegenwart

archelogy of presence

 
 
Altäre
  Installation im öffentlichen Raum
Im Jahr 1994 hat Benita Joswig in Kassel in der damals noch nicht wiederaufgebauten Unterneustadt das Kunstprojekt altäre durchgeführt und darin ein öffentliches Gespräch über das Verhältnis von Tisch und Altar inszeniert.

Aus privaten Haushalten wurden 102 Tische auf den sogenannten Messeplatz gestellt, unter welchem sich Trümmer und Reste der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Unterneustadt verbergen.
Räume wurden mit Räumen verknüpft. Eine zerstörte Stadt wurde mit einer noch existierende Stadt durch Tische aus Privathaushalten verbunden.
Das Kunstprojekt begann in den Wohnungen und Häusern von Bürgern und Bürgerinnen mit einer Deinstallation: In den Privaträumen entstanden in den Zimmern der Wohnungen und Häuser temporäre Leerstellen. Die geliehenen Tische hatten zwei Dinge gemeinsam: Sie kamen alle aus Privathaushalten, wurden täglich benutzt, und sie wurden von den Eigentümern als Altar bezeichnet.

Es entstand eine unsichtbare Verbindung zwischen Häusern und Häusern: Dort, auf dem Messeplatz, wo seit dem 13. Jahrhundert bis 1943 Häuser standen, wurden für einen begrenzten Zeitraum – orientiert am Grundriss der Stadt - Tische bzw. Altäre aufgestellt.
Vom Antiktisch bis zum Plastiktisch, nicht gedeckt, unter freiem Himmel wurde mit ihnen eine Auseinandersetzung sowohl mit dem Ort Messeplatz / Unterneustadt als auch die Frage nach dem Zusammenhang von Tisch und Altar öffentlich eröffnet.

Darüber hinaus entstanden durch dieses Kunstprojekt Begegnungs- zusammenhänge. Menschen aus verschiedenen Lebenskontexten haben sich getroffen.
Seien es die Menschen, die ihren Tisch zum Altar umbenannt haben, seien es diejenigen, die den Bombenangriff von 1943 auf die Unterneustadt überlebt haben, aber auch Bewohner der angrenzenden Stadtviertel, Kunstinteressierte, zufällig Vorüberkommende, Wohnungslose und diejenigen, die das Kunstprojekt durchgeführt und unterstützt haben.

Inhaltlich standen hinter dem Kunstprojekt Fragen nach Integration und Ausgrenzung (am Tisch / Altar) sowie Deutungen zur Macht der Erinnerung, die Interdependenz von Profanität und Sakralität als auch die Möglichkeit durch künstlerische Arbeiten den Themen von Verlust und Trauer öffentlich zu begegnen.
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