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Neue Paramente

Stoff, Filz, Flies und Plexiglas

Benita Joswig in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Barbara Bux

1998
Wettbewerb der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck,
1. Preisträgerinnen


 
 
Paramente
Neue Parament für St. Martin, Kassel

Als Künstlerinnen haben wir uns im Rahmen des Wettbewerbs Neue Paramente für St. Martin (Kassel 1998) mit der ästhetischen Wirkung und inhaltlichen Bedeutung traditioneller Paramente auseinandergesetzt.
Durch einen künstlerischen Eingriff am Ort des Paraments (Altar) und über diesen hinausgehend, haben wir die begonnene Infragestellung und Diskussion der Paramentik aufgegriffen und inspirierende Impulse gesetzt.
Es ging folglich nicht darum, neue Paramente zu schaffen, sondern wir wollten mit künstlerischen Mitteln visualisieren, was Paramente sind bzw. sein können und worin ihre Bedeutung für einen sakralen Raum liegen kann.

Die formalen und inhaltlichen Bestandteile der Arbeit entwickelten sich aus drei wesentlichen Elementen des Paraments: Ort (Altar), Textil und Farbe. Der äußere Rahmen des Kirchenjahres ist außerdem in seiner traditionellen Einteilung hierfür bestimmend.

1. Parament
Farbe Grün, allgemeines Kirchenjahr: Ummantelung
Im heutigen protestantischen Kirchenraum ist das Parament oft nur noch auf ein "Deckchen" reduziert, das im Raum nur geringe Wirkung hat.
Der Altar in der Martinskirche, Träger des Paraments, hat eine dominierende und klare Form, die wir herausstellen.
Die Beziehung zwischen Altar und Parament machen wir sichtbar, indem wir den Altar zum Körper des grünen Paraments erklären.
Das Parament wird: Decke, Mantel, Hülle.

2. Parament
Farbe Rot, Pfingsten: Stoffballen
Das Parament ist zusammengerollt worden: Gestapelte Stoffballen befinden sich links und rechts unter der Tischplatte des Altars.
Dieser normalerweise ungenutzte Raum ist besetzt worden, und der traditionell übliche Ort des Paraments bleibt unbesetzt.
Aufgerollter Stoff hat etwas in sich Ruhendes und birgt zugleich eine Fülle unterschiedlicher Kreationen. Versinnbildlicht stellen Stoffballen ein Potenzial dar, das für die Auseinandersetzung und Entwicklung neuer Paramente förderlich sein kann.
Sie liegen nicht auf dem Altar, sondern unter ihm, sichtbar und doch im Hintergrund. bzw. "Untergrund" abwartend, um hervorgeholt und ausgebreitet zu werden.

3. Parament
Farbe Violett, Passionszeit: Rollen
Das violette Parament ist eine 13,5 lange Stoffbahn, die über dem Altar und an den Seiten schräg abfallend ein Stück ausgerollt wird.
Der Stoff ist entfaltet und doch noch in sich zusammengerollt. Dies erzeugt eine Spannung, die schon Geschehenes und noch zu Realisierendes miteinander verbindet.

4. Parament
Farbe Weiß, Ostern: Schichten
Das weiße Parament ist seiner Stofflichkeit fast schon enthoben.
Es liegt geschichtet auf dem Altar und wird von einer Plexiglasplatte "gerahmt". Die Leichtigkeit und Schwerelosigkeit dieses Paraments verweist auf Transzendentes, Nicht-Materielles, wodurch der Ort des Altars als heiliger Raum gekennzeichnet wird.


Aktuelle Situation
Die Wettbewerbskommission Neue Paramente für die St. Martin Kirche hatte sich für unseren Entwurf entschieden.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten in der Kirchengemeinde, die Neuen Paramente zu akzeptieren, durchliefen sie ein kirchliches "Probejahr" und sind bis heute die Paramente der St. Martins Kirche in Kassel.
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