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Heiligkreuz/Weinheim
Einführungsworte zur Ausstellungseröffnung Heiligkreuz in Weinheim, 2009
Das Dunkle, Trübe, Verschlossene - noch Ruhende wird mit der Schaffung des Lichtes - so wie es in der Genesis beschrieben wird - zu Leben erweckt.
Der Kommentar Gottes ist dann, dass es gut ist!
Taucht die Welt zunächst in verschiedene Graustufen, langsam wird es lichter, die Konturen zeichnen sich ab, die Farben tauchen wie aus dem Nichts auf: Good Morning, Bonas Dias, Bonjourno, Bonjour... auf der ganzen Welt zu den unterschiedlichsten Zeiten begrüßen Menschen das Licht, den Tag, den Morgen. Das Dunkle, die Nacht bleibt als Ahnung zurück.
Wir stehen auf einer Lichtung, guter Hoffnung, dem Tag die Hand zu geben.
Getragen und bewegt wird die Welt vom Geist Gottes - so wird es auch in der Genesis formuliert: Da war die Finsternis und über dem Angesicht der Urflut schwebte der Geist Gottes, die Ruach wie sie auf Hebräisch genannt wird. Die Ruach, die sich als "bewegte Kraft, die bewegt" übersetzen lässt. Sie schaffte Weite, Raum, setzt in Bewegung, führt aus der Enge heraus. Dieses Wort wird auch in seinem ursprünglichen Zusammenhang mit Geburt, die neues Leben hervorbringt in Verbindung gebracht und die Ruach kann schließlich mit Wind, Geisthauch, Atem, Lebenskraft, Vitalität. Unsere Rede vom Heiligen Geist hat hier ihren Ursprung.
Das Schöpfungsbild mit den fischartigen Wesen, die sich aus den Urfluten mit ihren Körpern und Zünglein und Händen vor tasten steht deswegen am Anfang des Bilderzyklus. In Beziehung dazu steht die Ruach personifiziert als Frauenfigur, die wie in einem Kokon ruhend und doch bewegt dem Schöpfungsrausch gegenüber tritt - uns, die wir durch die kleine Kirchentür eintreten. Neben ihr der Pfingstbaum, der an den brennenden Dornbusch erinnert, aus welchem Gott sich dem Menschen offenbart und Gott sich selbst aus dem Busch als "Ich bin der ich bin" vorstellt.
Der rote Geistträger gegenüber vom Schöpfungsbild flutet in den Kirchenraum, auf seinem Kopf ein Boot - die Bootschaft.
Zwei Feuerwesen, Wächter. Wesen des Geistes abwartend und doch Entflammte. Aus ihren Köpfen wachsen Flammenzungen. Auf alten Bildern werden die vom Pfingstgeist ergriffenen mit eben solchen Geistzünglein aus den Köpfen dargestellt. Interessant, sie wachsen genau da heraus, wo der menschliche Körper als Letztes zusammen wächst und was bei den Neugeborenen die empfindlichste und weichste Stelle des Körpers bleibt - die Fontanelle.
Der Engel - das Bild hier vorne an der Kanzel - scheint als sei er gerade eingetroffen. Unter ihm die Welt, eine kleine Pfütze im All, noch nicht gelandet und doch da. Getragen nur von einer Andeutung von Flügel, ein Wirbel aus großen Pinselstrichen, ganz im Off und doch hier als Bild, gemalt für diese Kirche.
Benita Joswig
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